Diamonds and Perls – die besten Freunde einer Frau. Über die heißgeliebten Diamanten haben wir bereits im ersten Teil unserer Schmuckmaterial-Serie ausführlich berichtet. Im Gegensatz zu den Diamanten, welche bekanntlich das absolute Nonplusultra darstellen, sind Perlen hingegen Schmuckstücke, an denen sich die Geister scheiden. Während die einen die weißen Kügelchen abgöttisch lieben, lehnen andere sie kategorisch ab. Die Begründungen für die Ablehnung sind häufig seltsam: Von „alte-Damen-Schmuck“ und „betagtem Look“ ist da häufig die Rede. Was vielen dabei aber entgeht: Dass, was den Perlen hier negativ angerechnet wird, ist eigentlich ihr größter Trumpf – Klassik-Faktor, Langlebigkeit und schlichte Schönheit. Zeit für ein Plädoyer für den Perlenschmuck.
Wagen wir zunächst einen kleinen Blick in die Historie des Perlenschmucks. Im Gegensatz zum Diamanten waren Perlen bereits quer durch die Geschichte schon immer extrem begehrte, beliebte und hochgeschätzte Schmuckstücke. Perlen wurden von den Ägyptern, den Griechen und dem Römern sehr geschätzt. Auch im Mittelalter waren Perlen beim Adel extrem beliebt. In nahezu allen Kulturen hatten sie eine stark religiöse oder zumindest mystisch aufgeladene Bedeutung: Während die Perle in der muslimischen Geschichte oft aufgrund ihrer Reinheit mit Jungfräulichkeit verbunden wurde, galt sie im Mittelalter beim Christentum schlicht als Zeichen der Liebe zu Gott.
Dass der Perle von verschiedensten Völkern bereits damals eine so große Bedeutung beigemessen wurde, liegt wohl vor allem an ihrer natürlichen Schönheit. Auch hier lässt sich der Vergleich zum Diamanten ziehen: Während dieser erst aufwendig zum Brillanten geschliffen werden muss, um in seinem vollen Glanz zu erstrahlen, ist die Perle natürlich schön. Sie braucht keine großartige Bearbeitung, sie besticht bereits im Ur-Zustand durch ihre Reinheit.
Perlen entstehen – so viel sollte bekannt sein – im Inneren einzelner Süßwassermuscheln. Wie der Prozess genau in Gang gesetzt wird und unter welchen Umständen er stattfindet ist bis heute nicht vollständig geklärt. Vermutet wird, dass sich Perlmutt (der Stoff aus dem die Perlen bestehen) durch Parasiten bildet, die sich in der Muschel ablagern.
Neben diversen anderen Formen unterscheidet man beim Perlenschmuck vor allem natürliche Perlen von Zuchtperlen. Während als „natürliche“ einzig und allein die unter, nun ja, natürlichen Umständen im Meerwasser gewachsenen und gefundenen Perlen bezeichnet werden können, werden Zuchtperlen unter strenger Aufsicht von Menschenhand auf Zuchtbänken in Muscheln hochgezüchtet. Der mit Abstand größte Teil der für Schmuck verwendeten Perlen sind heute Zuchtperlen. Qualität und Wert der Perlen wird anhand verschiedener Kategorien gemessen. Neben Größe, Form und Farbe sind dabei vor allem auch die Oberflächenbeschaffenheit, die Stärke der Perlmuttschichten und der sogenannte Lüster ausschlaggebend. Unter „Lüster“ versteht man den typischen Perl-Glanz im Licht.
Den genauen Wert einer Perle zu bemessen ist viel schwerer als bei anderen Schmuckelementen, da Perlen – sofern sie nicht komplett künstlich hergestellt („gegossen“) wurden – in keinem allgemeingültigen Wertigkeitssystem eigenordnet werden. Was viele zudem nicht wissen: Natürliche Perlen (also die wirklich teuren und seltenen Exemplare) zeichnen sich nicht durch ihre Makellosigkeit, sondern ihre natürlich-unperfekte Form aus: Sie sind oft nicht kugelrund, sondern leicht verformt, haben kleine Höcker und Erhebungen und fühlen sich leicht rau oder sandig an der Oberfläche an. Man hat jedoch das Gefühl, dass Zuchtperlen so stark akzeptiert sind, dass sie oftmals lieber verlangt werden, als Naturperlen.
Ob als komplette Kette aus Perlen oder als einziger Anhänger an einer Silberkette: Die Perle ist ein durch und durch interessantes Schmuck-Accessoire. Führt man sich vor Augen, dass die Hintergründe ihrer Entstehung immer noch größtenteils unklar sind, wie mystisch die kleinen Kügelchen wirken können und wie sie über Jahrhunderte von sämtlichen Völkern geschätzt wurden, kann man die unterschiedlichen Meinungen über Perlen kaum nachvollziehen.
Ganz im Gegenteil – den derzeit ohne angesagten Vintage-Stil im Hinterkopf, muss man sagen, dass kaum ein andere Art Schmuck so gut an Hals und Handgelenk einer Dame passen, wie Perlenschmuck. Die Attribute sind so positiv wie überzeugend: klassisch, zeitlos, majestätisch. Perlenschmuck funktioniert – im Jahr 2013 genauso gut wie im Jahr 1657.